GEMÄLDEZYKLUS „SPORT“

Eva Wolf-Schliesser lebt immer am Puls der Zeit. Sie schöpft aus aktuellen Themen, welche die Gesellschaft bewegen, und interpretiert sie in ihrer Kunst neu. So entstehen Werkreihen wie Männer- und Frauen-, Familien-, Technik-, Kriegs-, Tier-, Musik- und Sport-Zyklen.

Das Motiv „Sport“ sucht Eva Wolf-Schliesser auf künstlerischem Weg in unterschiedlichsten Facetten zu erschließen und darzustellen. Nicht zuletzt deshalb ist dieser Zyklus auch mittels der Techniken des Siebdruckes und der Radierung erschaffen. Die Künstlerin zeigt ganz unterschiedliche Sportarten wie Handball, Rudern, Rennsport, Hürdenspringen, Fußball, Skispringen und Ringen. Auf den ersten Blick sind es vertraute Szenen, die uns mitten in Sportereignisse hineinführen und zu Zuschauern werden lassen.

Die Vertrautheit wird auf dem zweiten Blick gebrochen: Der Betrachter stellt fest, dass der Skispringer in der realistischen Darstellung nicht von der Skischanze, sondern von einer gotischen Kathedrale springt. Klassische Sportdokumentation steht hier gegenüber künstlerischer Intervention. Ein surreales Szenario ist durch die ungebrochene Verwendung von grellen Lokalfarben generiert und inszeniert. Eva Wolf-Schliesser fordert die Reaktion des Betrachters heraus, um neue Denkanstöße zu wecken:„Sport ist kostbar und kostspielig, Sport ist elitär und vulgär“.

Die Künstlerin verbildlicht also die Doppeldeutigkeit des Sports als Mythos und Massenphänomen in verschiedener Hinsicht und arbeitet dabei mit der Ausdruckskraft von Farben und Formen. So symbolisiert das alte gotische Bauwerk die lange kulturelle Tradition des Sportes und die körperliche Leistung. Der Einsatz der Goldfarbe spielt ironisch unter der These „Sport als Religionsersatz“ mit der Kostbarkeit des Sporttalents, aber auch mit den Geldgeschäften rund um den Sport.  (Zitat zur Ausstellung „Mythos Sport“ im Bild beim VfK Schifferstadt, 1994).

Text: Lena Berkler, M.A.