GEMÄLDEZYKLUS „MENSCHENBILDER“

Eva Wolf-Schliesser hat ihren Zeichenblock und -stift immer dabei, wenn es darum geht, interessante Motive, Architekturdetails und Menschen festzuhalten. Ihr Blick ist dabei nicht begrenzt und so hinterlässt sie zahlreiche Zeichnungen, die ihr Interesse an verschiedensten Themen dokumentieren. Dabei ist die Darstellung des Menschen in ihrem Œuvre ein weiteres zentrales Motiv. So porträtiert sie meist den Menschen mittels einer Vorzeichnung und verbindet jenen mit einem gesellschaftlichen Thema oder einer fantastischen Bildwelt.

 

Bei dem Gemälde „Die Sinnende“ (1990er Jahre) blickt die Porträtierte ausdruckstark dem Betrachter entgegen. Ihre Hand ruht leicht am Kinn, der Blick ist sinnend in die Ferne gerichtet. Ihr Haupt ist von einer Kopfbedeckung umgeben, die sich mit dem naturhaften Hintergrund der Darstellung zu verweben scheint. Stark an Hopfenpfahl und -drähte erinnernde Linien bilden die Hintergrundgestaltung.

Wie bei einem Webteppich mit Kette und Schuss scheinen sie miteinander verbunden. Der Kopf tritt aus dem dynamischen Liniengeflecht in expressiver Farbgebung hervor beziehungsweise zurück – als sei der Mensch als göttliche Schöpfung von der Natur eingesaugt – oder umgekehrt aus ihr hervor- gebracht.

Dem schließt sich eine weitere Deutungsebene an: In der Hallertauer Hopfenwelt ist das Zusammenleben und -wirken von Mensch und Natur im Gleichgewicht. Symbolisch gestützt wird dieser Deutungsansatz durch die Verwendung expressiver und komplementärer Farben, die das Bildmotiv zum intensiven und harmonischen Leuchten bringen.

Text: Lena Berkler, M.A.